BLOG POST #5 - GASTBEITRAG

HR und Corona – Was ist denn noch normal?

Hygienebestimmungen, Kurzarbeit und virtuelle Führung – diese Themen prägen derzeit meinen Arbeitsalltag. Hätte mir das jemand Anfang des Jahres prophezeit, hätte ich vermutlich noch mit dem Kopf geschüttelt. Aber leider ist das nun die bittere Realität. Die Corona-Krise konfrontiert uns mit einer nie dagewesenen Situation. Mitarbeiter sind verunsichert, ängstlich und gestresst. In Krisenzeiten wie diesen ist die Rolle von uns Personalern daher eine ganz besondere, die über das Tagesgeschäft hinausgeht. Weiterhin laufen bei uns verschiedene Fäden zusammen, die nun aus dem Home-Office heraus gemanagt werden müssen: Das Onboarding neuer Mitarbeiter, die administrativen Aufgaben, die Unterstützung und das Coaching der Führungskräfte und gleichzeitig das Begleiten und Motivieren der Mitarbeiter. Das macht einmal umso mehr klar, in welchem Spannungsfeld sich HR derzeit befindet. Das birgt viele neue Herausforderungen. Vor allem wenn man bedenkt, dass die menschliche Komponente etwas zu kurz kommt. Zwar steht man im intensiven, virtuellen Austausch mit seinen Kollegen, mir als Personalerin fehlen aber die Menschen und der persönliche Dialog mit ihnen.

 

Ich habe in den letzten Tagen und Wochen oft gelesen, dass es in Krisenzeiten besonders wichtig ist, den Mitarbeitern ein Stück Normalität zu vermitteln. Nur so könne man ihnen Sicherheit geben. Aber wir müssen erst einmal ein „neues Normal“ finden. Plötzlich gibt es keine spontanen Treffen an der Kaffeemaschine, viel weniger ein „Hast du mal kurz? Mir liegt da was auf dem Herzen“, sondern man muss sich viel stärker absprechen, gezielt Zeit dazu finden und es planen. Darüber hinaus spiegeln sich in einer Kommunikation in einer Gruppe über die verschiedenen Tools nicht alle Reaktionen sofort wider. Zwischentöne und Empfindungen sind nicht immer sofort zu realisieren. Das macht es nicht immer einfacher. Vor allem in Zeiten, in denen es bei der Kommunikation von Informationen und Neuerungen immens wichtig ist, die richtigen Worte zu finden und Ängste zu nehmen, die viele umtreibt.

 

Als HRler ist man zurzeit im dauerhaften Krisenmanagement-Modus. Man arbeitet sich in Themen ein, von denen man vorher niemals gedacht hat, dass sie einmal im Arbeitsalltag wichtig werden: spezielle Hygienevorschriften, virtuelle Führung, Kurzarbeit etc. Plötzlich gibt es Regeln zu beachten und zu kommunizieren, die es vorher so nicht gab. Das macht was mit einem. Gepaart mit der allgemeinen Unsicherheit, fühlt sich das nicht immer gut an. Und deswegen ist es eben wichtig, ein Stückchen Normalität zu schaffen und im engen Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen zu bleiben, zum Beispiel mit Hilfe der guten alten analogen Postkarte für alle Mitarbeiter zu Ostern:

 

Die jetzige Situation erfordert von uns allen Mut: Mut zum Ausprobieren, Mut zum Fehlschlag, Mut zur Veränderung. Viele Abläufe und Prozesse lassen sich nicht eins zu eins in die jetzige Situation übertragen. Das ist aber auch eine Chance. So gibt es eben auch viele positive Dinge, die sich aus der Krise entwickeln. Unser Team ist sehr schnell und unbürokratisch in das Home-Office übergegangen. Alle haben an einem Strang gezogen, um die Zusammenarbeit virtuell fortzusetzen. Daraus haben sich neue Routinen und Kommunikationsformen ergeben: Was ist gerade sinnvoll? Aber auch: Was nehme ich aus der Krise mit? Und vor allem: Was behalte ich davon bei?

 

Ich als HRlerin weiß schon jetzt, was ich aus der Krise mitnehme:

 

1. Ich habe mich für meinen Beruf entschieden, weil ich gerne mit Menschen arbeite. Ich brauche den direkten, sozialen Kontakt. Auch wenn ich die Vorteile von Home-Office zu schätzen weiß, vermisse ich meine Kolleginnen und Kollegen. Ich möchte sie nicht nur auf dem Bildschirm sehen. Auch wenn das alles einwandfrei funktioniert. Wir sind gut aufgestellt, um remote zu arbeiten. Es gibt eine Menge hilfreicher Tools. Ich schaue zum Beispiel aktuell, wie ich das Recruiting anpassen kann, falls die Situation noch länger andauert. Auch beschäftige ich mich damit, remote Workshops zu planen und zu gestalten, aber der virtuelle Austausch ersetzt eben nicht den Face-to-Face-Dialog.

 

2. Außerdem mag ich die neu entstandene Struktur, die man jetzt umso mehr braucht und die jetzt „normaler“ geworden ist. Der „Daily Check-in“ ist eine dieser kleinen neuen Routinen, die ich auch nach der Krise beibehalten möchte, wenn ich wieder mit meinen Kollegen in einem Büro sitze. Ich weiß, diese Erkenntnis ist nicht neu und weltverändernd. Sie fällt aber definitiv unter die Kategorie „ausprobiert und für gut befunden“. Das, was man sich bisher vorgenommen hat, wird jetzt gelebt. Und ich bin mir sicher, dass da noch ganz viel Potenzial ist und es noch viele Ideen gibt, die es jetzt auszuprobieren gilt.

 

3. Gleichzeitig darf ich mir zugestehen, dass eine Pandemie eben nicht normal ist, sondern erschreckend und mich jeden Tag aufs Neue vor die Herausforderung stellt, ständig zwischen der Fürsorge für den Einzelnen und der Normalität in der Organisation auszubalancieren.

 

Ich finde die Entwicklungen und Learnings, die sich aus der Krise entwickeln, klasse und blicke gespannt in die Zukunft, vor allem hinsichtlich der Frage, was sich davon wohl langfristig etablieren wird. Trotz dieser Learnings kann ich es aber kaum erwarten, wieder schrittweise ins Büro zurückzukehren. Auch wenn die Organisation der Rückkehr bedeutet, dass ich mich wieder mit Themen auseinandersetzen muss, mit denen ich vorher wenig Berührungspunkte hatte. Aber das mache ich gerne, denn ich freue mich auf meine Kolleginnen und Kollegen.

KONTAKT

Leave a Reply

Your email address will not be published.